Bauanleitung einer chinesischen Nantong-Drachenflöte
("Ko-Ling")

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Hier ein weiteres Klangbeispiel eines original Nantong-Flötendrachen.
Herzlichen Dank
Marcia Bujold!
http://www.windabove.com
(Siehe ihre Seite über Nantong Drachen!)

   

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Material:

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Werkzeug:

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Die Arbeitsgänge:

1) Herstellung des Flötenkörpers.

        a) Zunächst mit der Schere Zuschneiden von Tannenfurnierstreifen mit 3.0cm Breite und               11cm Länge. Längste Seite des rechteckigen Streifens quer zur Maserung (= quer zu den             dunkleren Streifen im Holz), damit die Streifen auf den relativ engen Radius von 3.0cm                 gebogen werden können.

b) Ausschneiden von Tannenfurnierkreisen von 3.0cm Durchmesser. Die Maserungsrichtung ist dabei egal.

Vorsicht! Immer von Parallel mit der Faser nach quer zur Faser schneiden, sonst spaltet sich das Material beim Schneiden auf und platzt ab!! Probieren!

c) Dann Abschrägen der beim Umkleben um das 3.0cm-Rohr innen liegenden Klebkante des Furnierstreifens, um keine Stufe (= negativer Einfluß auf Tonqualität!) auf der der Flöteninnenseite entstehen zu lassen.

d) Feuchtmachen der späteren Flötenaußenseite des Furnierstreifens. Dadurch krümmt sich der Streifen bereits vor und läßt sich leichter ohne zu brechen um das Rohr herumlegen.

e) Umlegen des Furnierstreifens um das Rohr, überlappend mit Weißleim verkleben und mit Gum-miringen bis zum Trocknen fixieren. Beim Bau von mehreren Flöten kann man gleichzeitig mehrere Streifen um das Rohr legen und trocknen lassen.

f) Abstreifen der getrockneten, von den Gummiringen befreiten Hülsen und Aufstellen mit der Öffnung nach oben auf eine glatte Unterlage.

g) Einpassen und Durchdrücken der ausgeschnittenen Furnierkreise von Punkt c) bis auf den Boden der Hülse. Die Hülse dabei auf der Unterlage festhalten, damit der Furnierkreis nicht nach unten aus der Hülse herausgedrückt wird und bündig mit dem Zylinderrand abschließt. Der Furnierkreis soll spannungsfrei eingepaßt werden und keine Wölbung nach innen oder außen bilden!

h) Verleimen des Bodens mit dem Zylinderrand von innen her mit einem innen herumgeführten Strang Weißleim. Zur Seite stellen und gut trocknen lassen.



2) Herstellung des Flötenkopfes (Bilder 1-6)

a) Zuspalten einer einwandfreien Bambusleiste von 4 cm Breite und etwa 20-30cm Länge parallel zur Faser. Je mehr Flöten, desto längere Leiste.

b) Planschnitzen oder -hobeln der weichen (weißen) Innenseite der Leiste, so daß in der Mitte eine Leistendicke von 7-10mm erhalten bleibt!

c) (Bild1)Auf der harten Bambusleistenoberseite (= Bambusaußenseite) wird ein Kreis von 3.0cm Durchmesser und ein weiterer mit dem gleichen Mittelpunkt, jedoch mit 3.4cm etwas größeren Durchmesser gezeichnet (also etwas größer als der Flötenkörperdurchmesser). Übertragen des kleineren (3.0cm) Kreises auf die weiche Unterseite (= Bambusinnenseite), so daß beide Kreise identisch überein-anderliegen.

d) (Bild1) Anzeichnen der vom Wind "überströmten Schalllochkante" (stumpf, später abgeschrägt; im Folgenden Überströmkante genannt) im Übergang vom ersten zum zweiten Drittel des Flötenkopfdurchmessers von Luv her gesehen.
Anzeichnen der vom Wind "angeströmten Schalllochkante" (später scharf; im Folgenden Anströmkante genannt), Abstand zwei Millimeter von der Überströmkante nach Lee hin. Anzeichnen der vom Wind "überströmten Schalllochkante" (im Folgenden Überströmkante genannt) im Abstand von etwa zwei Millimeter zur Anströmkante nach Luv hin.

e) (Bild1) Einsägen mit einer möglichst dünnblattigen Feinsäge entlang der Markierungen, Abstand zur angezeichneten kleinen (3.0cm) Kreisumrandung etwa 3-4mm. Die Schnitttiefe wird durch den Durchmesser des verwendeten Bambushalms bestimmt und beträgt je nach Wölbung etwa 1-2mm.

f) (Bild 1) Bohren eines Loches im seitlichen Teil der Einsägung, gerade groß genug um das Laubsägeblatt durchzulassen.

g) (Bild1) Durchziehen des Laubsägeblattes durch das Loch (Zahnrichtung zum Laubsägegriff hin), Einspannen in Laubsägebogen. Schnitt bündig mit der Überströmkante bis 3-4mm vor der Kreisumrandung sägen. Der Sägeschlitz dient von der weichen Unterseite her als Markierung für das Aushöhlen.

h) (Bild 2) Jetzt von der Überströmkante her den Flötenkopf fallend bis zur Luvseite hin abschrägen, damit die Flöte später innerhalb eines größeren Winkels angeströmt werden kann und die jetzt dort nicht mehr sichtbaren (weil weggesägten) Umrissmarkierungen wieder aufzeichnen.

i) (Bild 3 u.Bild 4) Von der weichen Unterseite her, beginnend von der Kreismarkierung der Leeseite bis zum Sägeschlitz der Überströmkante hin, mit dem Hohleisen den Kopf aushöhlen. Dabei bildet sich die rohe Anströmkante heraus. Aufpassen, daß die spätere Anströmkante nicht von unten her verletzt wird; sie ist für den Klang unerläßlich! Es muß darauf geachtet werden, daß beginnend von der Leeseite bis zur später messerscharfen Anströmkante ein fließender Übergang geschaffen wird. Je besser, desto besser später der Klang.

k) (Bild 5/1u.3) Von der Luvseite her bis zur Überströmkante muß auch leicht ausgehöhlt werden. Dabei ist zu beachten, daß die Überströmkante im Gegensatz zur Anströmkante stumpf ist. D.h. sie ist in Abhängigkeit der Flötengröße etwa zwei Millimeter dick.

l) Schallloch versäubern. Beim Anvisieren des Flötenkopfes von vorne nach hinten (=von Übertrömkante zu Anströmkante) darauf achten, daß die Stufe des Schallloches (=2mm in Bild 5/1) über die ganze Flötenbreite (Bild 5 /4) gleich hoch ist. Keinesfalls darf die Stufe (beim Anvisieren in Anblasrichtung) seitlich niedriger als in der Mitte sein (eher umgekehrt)!! Die seitlichen Bögen des Schallloches mit Nadelfeilen, die scharfeAnströmkante von innen her mit Skalpell bearbeiten (Vorsicht, nicht durchschnitzen!). Überströmkante stumpf, zunächst im Winkel von etwa 90° zur Oberfläche. Nach meiner Erfahrung klingen die Flöten am besten bei einer Schalllochgröße von Länge: Breite=6:1.

m) (Bild 5/1 u.2) Abschrägen der Fläche der Überströmkante. Muß mit der Anströmkante einen Winkel >=90° bilden, sonst kann die Flöte später nicht angeblasen werden.

n) (Bild 5/1 u.3; Bild 6) Der nun fast fertige Flötenkopf wird entlang der größeren Kreismarkierung (3.4cm) ausgesägt. Dann werden die Außenränder des Flötenkopfes mit Sandpapier nach unten keilförmig abgeschrägt (3.0cm-Kreis), und der Flötenkopf in den Flötenkörper eingepaßt, evtl. grob vorgestimmt und mit Weißleim verklebt (siehe unbedingt vorher den nächsten Punkt!)

o) Die Feinstimmung der Flöte kann nur zu den höheren Tönen hin erfolgen. Tiefer stimmen ist ohne ein Verkleinern des Schallloches oder Vergrößern des Flötenvo-lumens nicht möglich!. Die projizierte Fläche des Schallloches bestimmt die Ton-höhe. Verlängern des (rechteckigen) Schallloches erhöht den Ton deshalb nur wenig, besser ist (vorsichtiges) Verbreitern. Die grobe Tonhöhe wird durch den Rauminhalt (Höhe, Durchmesser) der Flöte bestimmt, die Feinabstimmung (nach oben) erfolgt durch das Vergrößern des Schallloches bzw. vor dem Kleben durch mehr oder weniger tiefes Einsetzten des keilförmig runden Flötenkopfes.
Bitte dabei beachten, daß vor der Verklebung des Kopfes mit dem Körper noch kleine Löchlein am Flötenrand verbleiben! Nach dem Verkleben, d.h. wenn der Flötenkörper luftdicht ist, klingt die Flöte deshalb in der Regel etwas tiefer als vor-her beim Probieren!.

Es kann für Ungeübte etwas schwierig sein (turbulenter Luftstrom), die Flöte mit dem Mund anzublasen (wie eine Querflöte). Eine andere gute Möglichkeit ist, die Flöte aus dem Fenster eines fahrenden Autos zu halten. Bitte nur auf leeren Stra-ßen....

Bei der Herstellung größerer Flöten kann auf anderes Material wie Kalebassen, Pappmâché o.ä. für den Körper, Kokosnußschale die trotz Härte gut zu bearbeiten ist oder sonstiges hartes Holz zurückgegriffen werden.

Die Drachenflöten können auch aus getrockneten Zierkürbissen hergestellt werden. Sie müssen vor dem Trocknen so hart sein, daß auf kräftigen Fingerdruck keine elastische Delle eingedrückt werden kann! Dann Abschaben der äußeren Wachsschicht damit's schneller trocknet; dann etwa eine Woche an trocken warmen Ort legen. Danach ausschaben/ aushöhlen von innen.

Das Pappmâché wird vorzugsweise aus Pergaminpapier/ und Kleister um kleine Luftballons herum geklebt. Man braucht etwa 6 Lagen abwechselnd verschiedenfarbiges Pergaminpapier damit man mit den unterschiedlichen Farben die Vollständigkeit jeder Lage besser kontrollieren kann. Wird hochfest!!

Wenn man sich dafür entscheiden sollte, die Flöten auf einen Drachen zu montieren und unliebsame Nachbarn damit zu ärgern geschieht dies beispielsweise wie folgt:

Flöten unterschiedlicher Größen werden zu Dreiergruppen eine Pfeife hinter der anderen aneinandergeklebt. Die größte Pfeife auf der Leeseite, die kleinste auf der Luvseite. Dabei sollte von der größten zur kleinsten Flöte gegen den Wind gesehen ein leichter "Abhang" entstehen. Keinesfalls sollte zwischen den Flöten eine windbrechende "Stufe" entstehen, da dies die saubere Anströmung der nächst größeren Flöte verhindert. Auf der windseitigen (Papier- oder Seiden-) Drachenoberfläche werden kleine Bambusspaltlatten mit der harten Bambusaußenseite in Richtung Wind mittels Leinenfäden (o.ä.) aufgebunden. Wenn die Pfeifengruppen auf jeweils zwei Bambuslatten unter Spannung aufgebunden werden wirken diese wie eine Feder, welche die Spannung halten. Die Fäden werden in einer gewissen Entfernung von den Flöten festgebunden um sie konstant auf die Lattenunterlage zu pressen. Die Gruppen der kleineren Pfeifen werden auf der oberen dem Wind zugewandten Drachenseite, die großen Pfeifen mehr zum Schwanzende hin plaziert. Der Drachen selbst wird durch die mehr oder weniger große Anzahl der Flöten recht schwer, so daß je nach Flächenbelastung und Bauart ein langer Leinenschwanz (Schleppschwanz) notwendig wird. Seid vorsichtig mit Euerem neuen Drachen; er trägt wertvolle Last und der Wind entwickelt bei den für die Flöten notwendigen 20-30 kmh Bärenkräfte!!

       Immer Good Vibrations wünscht Euch Euer

       Uli  (Am Freitag, den 5.8.1997)

Copyright Uli Wahl, 1997, 1998

Kritik, Anregungen, Fragen sind erwünscht, Danke!

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