Die Aeols-Türharfe
der Wind
als musizierender Gast

(see English version)


"Zimmertür-Äolsharfe"

Frühjahr!
 
Die erste Ankunft duftender südlicher Warmluft kündet vom baldigen Beginn eines neuen Jahres.

Ungestümer Wind fegt über die noch laublosen Wälder und rüttelt des Nachts an den Fensterläden. Wie schön ist es, in einem gut beheizten Zimmer bei gemütlicher Beleuchtung noch ein bißchen zu lesen... und dem Sturm zu lauschen... - die Ritzen an Tür- und Fensterspalten heulen und jammern im Windzug und erinnern daran, daß man eigentlich schon im letzten Herbst neue Dichtungen anbringen wollte...
 
Doch... könnte man dieses nette Konzert nicht noch angenehmer für die Ohren machen?
Wie wäre es denn, einmal eine richtige Tür-Äolsharfe zu bauen? Die Tür-Ritzen sind sowieso undicht, man würde sich also die Arbeit des Abdichtens sparen... und bekäme obendrein ein nicht ganz alltägliches Instrument...

 
...doch welche Vorteile hat im Vergleich zu allen anderen Musikinstrumenten!!
 
Die Windharfe erfordert weder Talent noch Fertigkeit beim Spielen, kein lästiges Üben...! Denn, Noten gibt es dafür keine - und dennoch liefert die Äolsharfe fein abgestimmte Töne und Akkorde; eine angenehme, niemals eintönige Musik...

  

Gespielt wird die Wind-Türharfe allerdings nicht dann wenn wir wollen, sondern nur dann, wenn der Musikant, der Wind, es gerne möchte...
Ein bestechender Gedanke, sozusagen einen Vertreter der freien Natur ins Haus zu bitten, damit er uns ein kleines Privatkonzert geben möge...

 

Als ich dann ganz unbefangen beim Holzhändler nach einem Türblatt fragte kam zunächt die Aufklärung, daß es rechte und linke Türen gäbe, die Türen Unterschiede von ihrer Innenkonstruktion her aufwiesen, es verschiedene Furnierdicken und Schlösser gäbe und... und... und...
Eigentlich wollte ich nur ein Türblatt...

Gewarnt von den Ausführungen des Holzhändlers war ich gespannt auf das Innenleben der Tür und begann die erforderlichen Öffnungen hineinzusägen:
 
Zunächst die Saitenöffnung zum Durchtritt des Windes. Je höher die Windgeschwindigkeit an den Saiten sein soll wird und je weniger Saiten nebeneinander vorgesehen sind, desto enger muß die Öffung sein. Eine möglichst lange Öffnung bedeutet die Windexposition einer möglichst großen Saitenlänge; das bedeutet eine maximale Windenergieaufnahme und das heißt maximale Lautstärke.

Das Innenleben der Tür war den Vorwarnungen entsprechend: Beidseits dünne Pressspanplatten mit noch dünnerem Furnier versehen auf einem Mittelteil aus durchlöcherten Presspanleisten.

Das geheime Innenleben der Tür nach dem Aufschneiden...

 

Außerdem waren in der Tür oben und unten zwei weitere Öffnungen anzubringen für die Aufnahme je eines Hartholzklotzes für die Saitenbefestigung bzw. deren Spann-/ Stimm-Vorrichtung.

 
 

Der "Rohbau" der Tür-Windharfe
mit langer Saiten-Wind-Öffnung
und den Öffnungen für die Hartholzblöcke

 

Im Gegensatz zur klassischen Windharfe erfordert die Tür-Windharfe keinen extra Resonanzkörper. Das Türblatt selbst wird durch die Saiten zum Schwingen gebracht und strahlt Schall ab. Dabei gilt daß je leichter das Türblatt gebaut ist, die klangverstärkenden Eigenschaften desto besser sind...

oben die Wirbel zum Stimmen der Saiten...
 
  
...unten die Stifte zum Einhängen

 

Zum Betrieb der Türharfe muß bei geschlossener Zimmer-Harfen-Tür durch Öffnen von Fenstern in benachbarten Zimmern ein Windzug hergestellt werden, so daß die einzige Durchtrittsmöglichkeit des Windes von einem Zimmer ins andere die Saitenöffnung ist, welche auf beiden Türseiten mit Saiten bespannt ist. Dadurch entsteht eine Luftströmung, die die Saiten in Vibration versetzt.
Normalerweise liegt die Schwingungsebene der Saiten quer zur Richtung des einfallenden Windes. So dürfte die Tür als Resonanzboden eigentlich nur unvollkommen zum Klingen angeregt werden - doch gottlob bildet die Schwingung keine starre Ebene, sondern ein Ellipsoid aus (siehe Bild unten), so daß die Anregung doch noch gut funktioniert. Den dadurch bedingten Lautstärkeverlust würde ich auf ca. 20% schätzen; so entspricht die Lautstärke des Instruments in etwa einer ruhigen Sprechstimme.

Schwingungsverlauf einer Saite
Windrichtung parallel zur Vertikalebene,
Schwingungsverlauf um die Horizontalebene.

 

Analog zur klassischen Äolsharfe sollten die Saiten in einem Ton, allenfalls im Oktav-Abstand gestimmt werden um auch bei höheren Windgeschwindigkeiten schöne Akkorde ausbilden zu können. Wenn dann noch Saiten in verschiedenen, ansteigenden Durchmessern aufgezogen werden, sind alle Voraussetzungen für bestmöglichen Hörgenuß gegeben...

Hier eine Klangaufnahme der Tür-Harfe...

Schweigt der Menschen laute Lust,

Rauscht die Erde wie in Träumen

Wunderbar mit allen Bäumen.

Was dem Herzen kaum bewusst:

Alte Zeiten, linde Trauer.

Und es schweifen leise Schauer,

Wetterleuchtend durch die Brust.

(Joseph von Eichendorff; "Aus dem Leben eines Taugenichts")

 

In diesem Sinne freue ich mich mit Ihnen auf windige Herbst-Tage...

Ihr U.Wahl

 

P.S.: Kennen Sie noch weitere Literatur
oder Bezugsquellen von anderen Äols-Instrumenten ?
Kennen Sie Leute, die solche Instrumente bauen?

Ideen, Kritik, Ergänzungen, Fragen oder neue Links...?
 
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(English Version following...)

 

 

 

 

 

 

 

 

The Door-Aeolian Harp
the wind
as a musical guest

(siehe die deutsche Version)


"Room-Door Aeolian-Harp"

...it's spring-time!
 
The first arrival of sweet smelling warm air coming from South announces the near beginning of a new year...

Impetuously the wind is rushing over the woods still being without leaves, rattling impatiently at the window shutters by night. What a pleasure, to sit in a well heated room, reading a good book at a snugly lighting while listening to the storm outside... the door- and window gaps howling and singing in the draught through - remembering me that I wanted to install new draught excluders already in last autumn...
 
However... this nice concert, couldn't it be made even more pleasant for the ears?
What about transforming it to a real door-aeolian harp? The door gaps are untight at all; so the work of repairs could be saved... and in the bargain, an not everyday's instrument could be obtained...

 
...but how many advantages such an instrument would have in comparison to all others!!
 
The Aeolian Harp doesn't require nor talent nor special skills for playing, no tiresome training...! For, there are no notes for this instrument - and nevertheless the Aeolian Harp gives finely tuned tones and nice chords; a pleasant, quiet and never monotonous music...

 

Certainly, the door Aeolian Harp is NOT played on our command, but at a time only, when the MUSICIAN, the WIND, likes to do so...
A fascinating thought, to ask a representative of the free nature to do us the favour of giving us a little private concert...

 

When I asked the carpenter for a doorblade, I learned that there are right and left doors, that there are differences by their core constructions, differences in thickness of veneers and locks and... etc...
I simply wanted a doorblade...!?

Warned by the carpenter's explanations I was excited on the "inside-life" of the door and began to saw in the required openings:
 
First was the opening for the wind flowing over the strings. The higher the desired wind-speed at the strings and the fewer strings laying side by side, the narrower the opening should be. A long opening means the maximum length of the string's exposition to the wind, resulting in a max. windenergy-uptake and so a maximal loudness.

Corresponding to the carpenter's warnings the door's anatomy looked like: On both sides thin boards of pressboard with thin layers of veneer with a core of bored beadings made of presspahn.

The secret "indoor-life" after sawing works...

 

In addition two more openings were necessary for insertion of two hardwood blocks for the string's fixation and tuning devices.

 
 

The "carcass" of the Door-Windharp
with long wind-opening for the strings
and the openings for the hardwood blocks

 

In contrary to the classic windharp, there is no need of a special resonance box at the door-harp. The door itself acting as a resonator will emit the sound. A rule is, that the more light the construction is, the better the amplifying properties will be...

above the string's tuning pegs...
 
  
...below, the pins for hooking in the strings

 

For a good performance, a draught through has to be established by opening of windows in the neighbour rooms in a way, that the only possibility for the passing wind is the opening of the door-harp with its strings Tthe door is strung with strings on both sides!). The laminate airstream thus generated, now begins to vibrate the strings.
Normally, the plane of oscillation is in an angle of 90° to the direction of the passing wind. So the door should be stimulated to vibration only incompletely - but, thanks to god, the oscillation doesn't form a rigid plane but something like an ellipse (see picture below); that's the reason why the sound will be good nevertheless. The thus caused loss of loudness I would estimate to 20% only; the loudness achieved is like a person speaking at a low voice.

Vibration motion of a string
Wind-direction parallel to the vertical plane,
vibration around the horizontal plane.

In analogy to the classic aeolian harp the strings should be tuned in one tone, if need be in a octave's distance, for the ability to generate pleasant chords even in higher windspeeds! When in addition strings of different diameters (same tone!) are installed, all requirements for best possible listening delight are fulfilled...

Hear a sound sample of the door-harp...

The loud pleasure of mankind being silent,

The earth is sighing like in dreams

Wonderfully with all its trees.

What to the heart is hardly conscious,

Old times, slight sorrow.

And silent showers are roaming

Sheet-lightningly through the chest.

(Joseph von Eichendorff; "On the life of a good-for-nothing")

 

Together with you in this mood, I'm looking forward to windy autumn-days...

Yours, U.Wahl

 

 

P.S.: Do you know some more Literature or sources of Kite Instruments or Chinese/ Javanese/ Balinese... etc.  Pigeon Whistles, other Aeolian Instruments?
Do you know people, who manufacture such instruments?
Please let me know, THANKS!
 
Ideas, criticism, questions or some more links...?
 
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