This is a copy of an old German text, most interesting due to the experiments with the Aeolian Harp, done by
Koch, Heinrich Christoph
"Die Äolsharfe"
in: Musikalisches Lexikon;
Musikalisches Lexikon, welches die theoretische und praktische Tonkunst, encyclopädisch bearbeitet, alle alten und neuen Kunstwörter erklärt, und die alten und neuen Instrumente beschrieben, enthält.
1.edition by August Hermann dem Jüngeren; Frankfurt am Main 1802; pp. 82-90
(several reprints exist, e.g. published by Olms, Hildesheim, 1985)
See also a digitalized version of the original
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Aeols = Harfe ist ein Saiteninstrument, welches, wie auch schon der Name anzeigt, nicht durch die Hand eines Künstlers, sondern unmittelbar von der Natur selbst durch einen darauf wirkenden Windstrom zum Klange gebracht wird.
Schon im Alterthume hatte man die Erfahrung gemacht, daß Saiteninstrumente, einem gewissen Zuge der Luft ausgesetzt, von selbst zu tönen anfangen. So behaupten z.B. die Talmudisten. daß die Harfe oder Kinnor Davids um Mitternacht, wenn der Nordwind sie gerührt, von selbst geklungen habe. Für den Erfinder eines besonderen zu dieser Wirkung der Luft eingerichteten Instrumentes hält man den Pater Kircher, der davon in seiner Phonurgie S.148 handelt. Dieses Instrument scheint aber entweder nicht sonderlich bemerkt, oder doch wenigstens wieder in Vergessenheit gesunken zu seyn, bis es in England auf Popens Veranlassung **) wieder von neuem auflebte.
Um ein solches selbst= tönendes Instrument zu erhalten, verfertigt man
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**) Siehe hierüber den Göttinger Taschenkalender vom Jahre 1794

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(so beschreibt es der Freyherr von Dalberg in dem 28.sten Stücke der allg. musikal. Zeitung vom Jahre 1801.) einen schmalen langen Kasten etwa 3 Schuh hoch, 6 Zoll breit, von trockenem Tannenholze, der unten einen Resonanzboden hat; auf diesen werden über zwey Stege, die nahe an dem schmalen Ende einander gegenüberstehen, acht bis zehen Darmsaiten aufgezogen, die man aber nicht zu stark ausgespannt, alle in den Einklang stimmt. Der Hintertheil des Instrumentes ist entweder ganz offen, oder wenn er geschlossen ist, so muß sich eine der breiten Seiten derselben aufschieben lassen, damit man auf diese Art einen dünnen, aber breiten Luftstrom quer auf die Saiten leiten könne. Um der Luft diesen Durchgang zu verschaffen, kann der obere schmale Boden wie ein Pultdeckel aufgehoben werden, der an beyden Seiten noch Flügel hat, theils um bey der Oeffnung desselben die Luft von den Seiten einzuschränken, theils auch um den Deckel bey jedem Grade von Oeffnung durch die Friktion fest zu halten.
Man verfertigt solche Instrumente auch mit zwey über einander befindlichen Resonanzboden, die vorhin beschriebene Art ist aber einfacher, und bringt die nemliche Wirkung hervor.
Das Instrument wird an einem halb geöffneten Fenster dem Zuge des Windes ausgesetzt, und um diesen merklich zu machen, wird entweder die Thür des Zimmers, oder ein gegenüber befindliches Fenster geöffnet. So bald sich nun der Wind hebt, fangen die Saiten zuerst an im Unisono zu tönen; aber mit anwachsender Stärke desselben entwickeln sich in einer lieblichen Vermischung alle Thöne der diatonischen Tonleiter auf= und absteigend, und vereinigen sich oft zugleich in harmonische Akkorde. Sie gleichen dem sanft anschwellenden Tönen entfernter Chöre, und mehr dem Gaukelspiel ätherischer Wesen, als einem Werke von menschlicher Erfindung.
Weil sich in jeder Saite des Instrumentes alle Töne der Tonleiter entwickeln, so ist es notwendig, daß die auf das Instrument gezogenen Saiten alle in den Einklang gestimmt werden, weil sonst unter den zum Vorscheine kommenden Tönen eine Mischung sehr harter und unangenehmer Dissonanzen entstehen würde. Der Umfang der sich entwickelnden Töne beträgt nach des Freyherrn von Dalberg Angabe sechs volle Oktaven.
Ein ähnliches Instrument im Großen hat im Jahre 1786 der Abt Gattoni zu Mailand verfertigen lassen, dessen Beschreibung man in dem Artikel Meteorologische Harmonika findet.
Das Spiel der Aeolsharfe, welches dem Theoristen so viel Stoff zum Nachdenken über die Eigenschaften des Klanges darbietet, behält gemeiniglich für Artisten und Musikliebhaber, nachdem es den ersten Anreiz der Neuheit verloren hat, nur alsdenn noch einigen Werth, wenn der Geist geneigt ist, sich in das Feld sanfter Fantasien zu wiegen. Darum möchte die Beschreibung einer neuen Art dieses Instrumentes, die sich durch zwey Flügel, und durch 13 Saiten, welche in zwey besondere Chöre abgetheilt, und in drey verschiedene Oktaven gestimmt sind, von den bisher bekannten Arten desselben sehr zu ihrem Vortheile auszeichnet, manchem Liebhaber der Kunst nicht ganz unwillkommen seyn.
Das Fach der Instrumenten = Baukunst hatte mir schon ehedem zuweilen zur Ausfüllung der Erholungsstunden gedient, und der im 28sten Stücke der allg. musik. Zeitung vom Jahre 1801 enthaltene Aufsatz des Herrn Reichsfreyherrn von Dalberg über die Aeolsharfe brachte mich, weil ich nach der Vollendung dieses Werkes *) das Bedürfnis körperlicher Bewegung fühlte, auf den Einfall, ein solches Instrument zu bauen. Das Lokale meiner Wohnung und besonders die Lage derselben gegen Norden, von woher bey uns selten ein merklich starker Wind wehet, verursachte jedoch, daß
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*) Ich schickte nemlich die oben folgende Beschreibung als einen Zusatz zu diesem Artikel noch vor dem Abdrucke desselben an die Druckerey ein.

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die gewöhnlichste Art dieses Instrumentes, nemlich diejenige, welche nur eine Seitenwand und keinen Boden hat, nur selten spielte. Dieses veranlaßte, daß ich einem andern neuen Instrumente zwey bewegliche Windfänge oder Flügel hinzufügte, wodurch mehr Luftmasse auf die Saiten geleitet werden konnte. Weil bey allen Saiteninstrumenten der Sangboden durch die in dem Korpus derselben eingeschlossene Luft einen merklichen Gegendruck und dadurch mehr Reizbarkeit erhält, so bauete ich mein Instrument mit zwey Seitenwänden und einem Boden, *) und brachte mitten in der Resonanzdecke ein rundes Schalloch an, welches jedoch in der Folge mit einem durchbrochenen Sterne von Papier bedeckt werden mußte weil das ganz offene Schalloch beym Spielen den Wind auffieng, wodurch ein unangenehmes hohles Sumsen verursacht wurde.
Weil ich bemerkt hatte, daß bey meinem zuerst und nach der gewöhnlichen Art gebaueten Instrumente, bey der ihm zum Spielen nöthigen Stellung, das Korpus desselben oft von dem Winde zum Wanken, und zuweilen gar zum Umfallen, genöthigt wurde, so nahm ich nun bey Einrichtung der anzubringenden Flügel auf diesen Nachtheil Rücksicht, und verfertigte von 1¼ Zoll breiten und ¾ Zoll starken Holze zwey Kränze von folgender Form,
welche an den beyden Enden des Korpus genau an die Seitenwände und an den Boden anschlossen; und dergestalt vermittelst einiger Schrauben befestigt wurden, daß sie dem Theile, auf welchem das Instrument beym Spielen stehet, mehr Umfang ertheilen, und dem Wanken und Umstürzen desselben vorbeugen.
Zwischen den langen mit a b bezeichneten Schenkeln dieser Kränze, die auf der einen Seite des Instrumentes ohngefähr 2½ Zoll über das Korpus desselben hervorragen, sind die Flügel (die aus schwachen Brettchen von der Länge des Instrumentes bestehen) angebracht, und zwar so, daß diejenige, der sich mit seinen beyden Zapfen in den Löchern der langen Schenkel bey a bewegt, dergestalt gestellet werden kann, daß er sich in gerader Richtung an die Resonanzdecke anschließt, und sie breiter zu machen scheint. **) Wenn das Instrument nicht spielen soll, kann dieser Flügel an die Seitenwand angebogen werden.
Der zweyte Flügel, welcher eben die Verlängerung des einen Schenkels an den beyden Kränzen nothwendig macht, und dessen beyde Zapfen sich in den Löchern bei b bewegen, stehet von dem vorhergehenden ohngefähr 2¼ ab, und kann, wenn das Instrument nicht zum Spielen aufgestellt ist, entweder einwärts über die Saiten, oder abwärts an den andern Flügel gebogen werden. Soll aber das Instrument spielen, so wird dieser Flügel entweder so gestellt, daß er dem auf seinem Boden liegenden Instrumente eine Ähnlichkeit mit einem
*) Bey den ersten Versuchen scheint zwar durch das Hinzufügen einer zweiten Seitenwand und eines Bodens nichts gewonnen worden zu seyn. Allein mehrmals wiederholte Vergleichungen zeigen, daß bey einem von allen Seiten zugebaueten Korpus des Instrumentes die Saiten merklich straffer angespannt werden können, und dadurch ein merklich stärkerer Ton erzielt werden kann, ohne daß dabey ein heftigerer Windzug nöthig ist. Nur muß man die Resonanzdecke sehr schwach ausarbeiten, und auf dem Instrumente Saiten von verschiedener Stärke versuchen, und ihnen verschiedene Grade der Spannung geben, um denjenigen Grad der Stärke und Spannung derselben ausfündig zu machen, welcher der Länge des Bezuges und dem Grade der Reizbarkeit des Sangbodens am angemessensten ist. Es ist hierbey überhaupt noch zu bemerken, daß kein anderes mit Darmsaiten bezogenes Instrument in Ansehung derjenigen Eigenschaft der Darmsaiten, welche man mit dem Kunstworte r e i n bezeichnet, so empfindlich ist, wie die Aeolsharfe, weil bey keinem andern so viel auf die Bildung fest bestimmter Schwingungsknoten ankommt, mit welcher das Unreine der Saiten nothwendig contrastiren muß
**) Dieser Flügel muß, nach Beschaffenheit des Ortes und Windes, oft weiter zurückgebogen werden, damit es mehr luft auffängt und quer auf die Saiten leitet.

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Kanapé giebt, dessen Rücklehne dieser Flügel auszumachen scheint; oder man muß ihn, nach Beschaffenheit des Ortes und Windzuges auswärts nach dem Winde zu richten, das ist, ihm eine dem andern Flügel gleiche Stellung geben.
Weil das auf diese Art gebauete Instrument sich sowohl in Ansehung der Stärke des Tones als auch in Betracht dessen, daß es bey merklich schwächerm Luftzuge spielte, zu seynem Vortheile auszeichnete, so kam ich auf den Einfall zu versuchen, ob das Spiel desselben durch eine hinzugefügte tiefere Oktave (es ist nemlich bekannt, daß bey der gewöhnlichen Aeols=Harfe alle Saiten in den Einklang gestimmt werden) mehr Vollheit und einen größern Umfang der Töne erhalten könne. Es glückte mir aber damit nur dann erst, als ich mich dazu übersponnener Saiten bediente. Die Saiten welche die beste Wirkung auf meinem etwas über 3 Schuh hohen Instrument hervorbrachten, waren Violinquarten; *) und eine solche Saite mit Silberdrath von No.25 eben so enge wie die G-Saite auf der Violine übersponnen, gab bey ähnlicher Spannung, welcher die unübersponnenen hatten, die tiefere Oktave derselben an, und die Probe zeigte, daß diese übersponnene Saite von der Luft ebenso leicht wie die übrigen zur Ansprache gebracht wurde. Ich bezog nun mein auf sieben Saiten eingerichtetes Instrument mit fünf unbesponnenen und mit zwey übersponnenen Saiten von welchen die letzten auf diejenige Seite aufgezogen wurden, auf welcher die Flügel nicht befindlich sind, damit der Windstrom zuerst die unbesponnenen treffen muß. Das Spiel des Instruments gewann durch diese beyden tiefern Saiten nach seiner Art eben so viel, wie die Orgel durch das Pedal.
Weil es mir sehr wahrscheinlich schien, daß beym Spiel der Aeols=Harfe die Verschiedenheit der sich gleichzeitig bildenden Schwingungsknoten der klingenden Saiten in eben dem Verhältnisse zunehmen müsse, in welchem man die Saiten des Instrumentes vermehrt, so brachte ich zwischen den 7 Saiten des Instrumentes noch 6 neue an. Allein nun sprachen bloß diejenigen an, die zunächst an den beyden Seitenwänden befindlich waren. Ohne Zweifel lagen nunmehr die Saiten zu enge, als daß der in die Quere darauf geleitete Luftstrom zwischen jeder insbesondere so durchziehen konnte, wie es zum Ansprechen derselben nöthig ist. Weil jedoch die Wirbel und Stifte zu dieser Saitenvermehrung einmal angebracht waren, so kam ich auf den Einfall, die sechs neu hinzugefügten Saiten in eine besondere Reihe zu bringen, damit die Luft zwischen allen vorhandenen Saiten gehörig durchziehen könne. Ich setzte demnach ganz nahe an die beyden gewöhnlichen Stege, und zwar einwärts dem Schalloche zu, noch zwey um einen halben Zoll höhere Stege von der gewöhnlichen Form, die aber alle an denjenigen Stellen durchbohrt wurden, wo jede der ersten sieben Saiten, die auf den niedern Stegen ruheten, sich auf diese höhern Stege aufgelegt haben würden, so daßdie auf den niedern Stegen ruhenden Saiten durch die Löcher der der höhern Stege hindurch liefen, ohne das Holz derselben zu berühren. Auf die beyden höhern Stege wurden die hinzugefügten 6 Saiten (unter welchen sich ebenfalls eine übersponnene befindet) gelegt, so daß jede der höher liegenden immer zwischen zwey tieferliegende fällt. Auf diese Art bekam das Instrument zwey besondere Reihen oder Chöre, die bey den verschiedenen Modifikationen eines nicht allzustarken Luftstroms wechselweis ertönen. Bey zunehmendem Zuge der Luft sich aber beyde vereinigen, und das dem Spiele dieses Instrumentes eigene und ganz unnachahmliche c r e s c e n d o und d e c r e s c e n d o noch reizender machen.
Weil es mir mit dem Hinzufügen einer tiefern Oktave gelungen
*) Man muß aber die Gattung Saiten, deren man sich bedient, nicht von völlig gleicher Stärke wählen, weil dieses der Verschiedenheit der sich gleichzeitig bildenden Schwingungsknoten nachtheilig ist.

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war, so kam ich endlich auch auf den Gedanken, dem Instrumente auch noch eine höhere Oktave zu geben. Nach vielen vergeblichen Versuchen, eine oder zwey Saiten in der höhern Oktave zur Ansprache zu bringen, fand ich endlich das vorher übersehene leichteste Mittel zu diesem Zweck zu gelangen. Ich setzte nemlich unter die erste oder zweyte der unübersponnenen Saiten der untern Reihe, und zwar gerade in die Mitte derselben, ein Stückchen Steg, welches jedoch ohngefähr ¼ Zoll höher war, als die beyden niedern Stege, damit sich auf der Schärfe desselben die Saite in zwey gleiche Theile theilen mußte. Die Wirkung dieser höhern Oktave, die überhaupt nur bey gewissen Modifikationen des auf das Instrument wirkenden Luftstromes anspricht, und eine merklich schwächere Saite als die übrigen sind, erfordert, ist zwar nicht so auffallend, wie diejenige, welche die tiefere Oktave hervorbringt, dennoch aber in dem Verfolg des Spiels dieses Instruments unverkennbar.
Die hier beschriebene Art der Aeols=Harfe behält, so wie die schon bekannte Art derselben, die Eigenschaft, daß man sie nach Beschaffenheit des Ortes, wohin sie zum Spielen gesetzt wird, und nach Beschaffenheit der Stärke und der Richtung des Windes, bald näher, bald mehr entfernt, an das hierzu eröffnete Fenster oder an eine dazu eröffnete Thür stellen, und Fenster oder Thür bald mehr, bald weniger eröffnen muß. Auch dieses ist ihr, wie der schon bekannten Art, eigen, daß sie alle Veränderungen, die ihr Spiel hervorbringt, nicht immer in einem kurzem Zeitraume macht, sondern man muß ihr, um diese zu hören, gleichsam Zeit und Muße lassen. Nächst diesem erfordert die jetzt beschriebene Art mehrmals wiederholte Versuche, wie die Flügel derselben nach der Beschaffenheit des Ortes und Windes auf das vortheilhafteste gestellt werden müssen, denn so lange das Instrument, wenn es einige Zeit dem Windzuge ausgesetzt worden ist, immer einen und eben denselben Akkord lange forttönt, und so lange es bey vortheilhaftem Windzuge nicht eine aufsteigende Abwechslung des Dreyklanges, des Sextquartenakkords und des kleinen Septimeakkords seines Grundtons hervorbringt, so lange steht es entweder noch nicht in der besten Richtung, oder seine Flügel sind noch nicht in die dem Orte und Windzuge angemessene Stellung gebracht worden.
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