This a a copy of a nice article on whistles made of stone/ slate as a tradition from old in Belgium.
See the English translation...
Doize; Renée Louise
Sifflets
Ardennais en Pierre
in:
Bulletin de la Société Royale Belge d'Anthropologie et de
Préhistoire / publ. avec le concours de la Fondation Universitaire
de Belgique et du Ministère de l'Instruction Publique. - Bruxelles,
1938, Vol. 53; pp.177-178
Es folgt die deutsche Übersetzung (wenn jemand Verbesserungsvorschläge hätte, wäre ich bin dankbar für jeden Kommentar!!)
Stein-Pfeifen aus den Ardennen
von Fräulein R.L. Doize
In unseren Ardennen werden keine Stein-Pfeifen mehr hergestellt und es wird schwierig, sich über sie Informationen zu beschaffen.
Herrn A. Gustin (Anm. d.ÜS: Möglicherweise GUSTIN, Alphonse Hubert Joseph ; naissance : 24 mars 1865 à Lignières,Luxembourg, Belgique; décès : 1944 à Roy, Luxembourg, Belgique?), Titular-Volksschullehrer in Roy, zu March en Famenne (Provinz Luxemburg), verdanke ich nicht nur den Besitz des in diesem Aufsatz abgebildeten Pfeifchens, sondern zudem sämtliche Details, welche ihre Herstellung und Verwendung betreffen. Er hat seine eigenen Erinnerungen vervollständigt, indem er alte Freunde befragte. So möchte ich vor allem Herrn A.Gustin für seine große Liebenswürdigkeit und die Mühe danken, die er auf sich nahm, um mich mit Dokumentationsmaterial zu versorgen.
Allseitige Abbildung einer Steinpfeife aus
schieferartigem Material, |
Das Wallonische Volksmuseum in Lüttich besitzt sieben derartige Pfeifen; jedoch blieben die Nachforschungen über ihre Art und ihren Ursprung bislang fruchtlos.
Die Steinpfeife konnte von einem beliebigen Bauern hergestellt werden, recht häufig sogar von Straßenjungen, da es vor allem diese waren, die sie benutzten.
Um diese Pfeifen zuzurichten, verwendete man einen weichen, weißlichen Schiefer, den man "dol blanque agauche" nannte (Anm.d.ÜS: "Agauche" = Verwitterungsprodukt von Schiefer. Kein Schiefer mehr, aber auch noch keine Erde. "Dol" von "dalle" = Steinplatte? "Blanque" = hell, weiß. Es handelt sich also möglicherweise um einen durch Verwitterung weicher und hellgrau gewordenen Schiefer.) und der anders ist als der Schiefer aus dem Ardoise: "Schaie" auf wallonisch (Anm.d.ÜS: Die "Ardoises" sind die normalen, harten und dauerhaften Schieferplatten zum Dachdecken. Beispiel aus unseren Landen die "Bundenbacher Schiefer" aus dem Pfälzer Hunsrück)
Die Stellen wo diese "agauches" vorkamen, wurden geheim gehalten.
Man schnitt diese Pfeifen zurecht, indem man die
kleine Klinge eines Taschenmessers benutzte. Man grub zuerst die
Höhlung hinein wobei man den Stein flach/ eben hielt, dann schnitt
man die äußere Form. Schließlich wurden die Bohrungen in die
Pfeife gemacht, indem man die Spitze der kleinen Klinge (Anm.d.ÜS:
...hin und her...) drehte.
(Anm.d.ÜS:
Die Bohrungen dürfen nicht größer als etwa 3mm ø sein und müssen
unbedingt fluchten: Wenn sie seitlich versetzt sind, ist der Pfeife
kein Ton zu entlocken!)
Zum Pfeifen legt man die Pfeife mit der abgerundeten Partie nach hinten in den Mund. Die Lippen halten die Pfeife solchermaßen, daß die Bohrung(-en) sich im Inneren des Mundes befindet und die Öffnung der (...schlitzförmigen...) Aushöhlung nach draußen weist. Man hält den nach außen vorstehenden Teil der Pfeife mit zwei Fingern. Allein die auf die Pfeife gelegten Lippen verschließen den Mund. Die Bohrungen sind frei, da die Zähne den Stein nicht berühren und die Zunge liegt auf dem Unterkiefer (Anm.d.ÜS: ...die Zunge schließt auf der Unterseite des Steins rings um die untenliegende Bohrung dicht ab, jedoch ohne diese zu verschließen! Durch Vergrößern/ Verkleinern des von der Zunge um die untenliegende Bohrung gebildeten Hohlraums kann die Tonhöhe auch während (!) des Pfeifens verändert werden. Der Weg der Ausatemluft geht beim Pfeifen also vom Rachen durch die obere Perforation des Steines durch die schlitzförmige Höhlung nach draußen und erfährt durch den von der Zunge unter der unteren Bohrung gebildeten Hohlraum ihre Tonhöhenänderung - kleiner Hohlraum = hoher Ton; großer Hohlraum = tieferer Ton. Die Pfeifen sind äußerst effektiv!)
Die Zunge wird während des Pfeifens nicht bewegt. Man ist erst nach vielen Versuchen erfolgreich.
Das Pfeifen ist analog zu dem Pfeifen das man erhält, indem man die ersten Finger zu zweit oder zu Vieren in V-Form in den Mund steckt (Anm.d.ÜS: "Durch die Finger pfeifen").
Die Pfeiftöne, die man mit diesem Instrument aus Stein erhält, reichen sehr weit; zum Beispiel von Roy bis Lignières (Anm.d.ÜS: Siehe Lokalität: (50° 12' 0" Nord, 5° 26' 0" Ost), was eine Entfernung von ungefähr zwei Kilometern darstellt und man vernimmt sie sogar bis fünf Kilometer und weiter, wenn keine Hausmauer oder Wald im Weg stehen um den Widerhall aufzuhalten.
Die Steinpfeife wurde vor allem als Amüsement betrachtet. Die Straßenjungen im Alter von 13 - 16 Jahren taten sich zusammen und machten Wettstreite um denjenigen zu bestimmen, der am lautesten pfiff. Die Bauern dagegen benutzten lieber das System der V-förmig in den Mund gelegten Finger, wenn sie sich anriefen oder ein Signal gaben, ganz wie auch in unserer Zeit.
Die Gegend, wo man die Steinpfeife anwendete, scheint sehr begrenzt zu sein; nach den Instrumenten des Wallonischen Volksmuseums zu urteilen, scheinen sie auf den nördlichen Teil der (...belgischen...) Provinz Luxemburg beschränkt zu sein. Diese Lokalisierung ist wahrscheinlich auf die Schwierigkeit zurückzuführen, sich mit dem ursprünglichen/ besten Rohmaterial zur Herstellung der Pfeifen zu versorgen.
Anläßlich eines kleinen Wochenendausflugs an das nordwestliche Ende des Donnersberges (Pfalz; grauer Tonschiefer aus dem Oberkarbon mit recht hübschen verkohlten Pflanzenresten) wurden die heimischen Schiefer-Vorräte auf Jahre hinaus ergänzt - und hier sind die ersten Ergebnisse der anschließenden Schiefer-Schnitzversuche mit dem Taschenmesser...
Der Tonschiefer ist weich und zur Bearbeitung gut geeignet;
wahrscheinlich gehen auch andere Schiefer wie Schwarzjura etc.
Nach
etwa einer halben Stunde Arbeit funktionieren die Pfeifen
ohrenbetäubend gut...
Zum Imprägnieren können die Pfeifen in trocknendes Pflanzenöl wie Maisöl oder Leinöl gelegt werden. Es wurden auch schon andere Geschmacksrichtungen wie Pastis oder Erdbeere vorgeschlagen... ;-))
Zwei Schiefer-Pfeifen die linke
halbseitlich aufgenommen |
Zwei Pfeifen-Vorderseiten mit Schall-Schlitz.
|
Die Steinpfeife wird mit dem Schlitz nach
vorne luftdicht zwischen den Lippen gehalten. Die ausgeatmete Luft
(blau) geht durch
das obere Bohrloch . Woher kommen die aus Kreide gefertigten Steinpfeifen...? |
Die Kreide-Steilküste von Dieppe/ Nordfrankreich
im Morgendunst... |
Nur im Bereich der Steilküste liegen noch
Kreidesteine auf den Feuersteinen, |
|
Blendend weiss liegen die Kreidefelsen zwischen den bunten Feuersteinkieseln... |
Die verschiedenen Härten der Kreidesteine
erkennt man an den "Narben" die das erodierende
Meerwasser hinterlässt: |
Bei der Herstellung zerbrochene Pfeife zur
Demonstration der Löcher... |
...geduldig beobachtet eine Möve was ich da so
mache... |
...das Ergebnis der Arbeit vor der
Lackierung... |
Falls Sie eine Pfeife haben
möchten und sich selbst nicht an's Stein-Schnitzen
wagen... Diese Stein-Pfeifen sind aus Kreidefelsen (Dieppe/ Nordfrankreich) und wurden von Hand mit dem Messer geschnitzt und lackiert. |
Siehe auch den Artikel über Steinpfeifen aus dem
vorspanischen Mexiko
"Ancient
Noise Generators" by Roberto Velásquez Cabrera
Criticism, suggestions, questions and your own experiences etc. are welcome!
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by Uli Wahl
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English translation following...
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Stone Whistles from the Ardennes
by Miss R.L. Doize
In our Ardennes (note of the transl.: a wooded plateau region in Belgium) currently no more stone whistles are made and it becomes more and more difficult to get informations on them.
I'm very indebted to Mr. A. Gustin, titular primary school teacher in Roy, near March en Famenne (Luxemburg province), to whom I due not only the possession of the whistle pictured in this article, but also all the details concerning its manufacturing process and its use.
He has completed his own memories by questioning some old friends. So I want to thank mainly Mr. A.Gustin for his great kindness and for the efforts he undertook for providing me with documentary material.
Drawing of a stone whistle made of slate
material, |
The "Museum of Wallonian Life" in Liège (note of transl.: "Musée de la Vie Wallonne") owns seven whistles like that; but until now, researches on its species and origin were still fruitless.
The stone whistle could be made of any farmer, quite often even by street urchins, for they were the ones normally using them.
For shaping these whistles there was used a soft, whitish slate, called "dol blanque agauche" (Note of the transl.: "Agauche" = Weathering product of the slate. No more a hard slate, but not yet an earth. "Dol" from the French word "dalle" = slab? "Blanque" = bright, white. So, possibly this was the name of a slate, grey-black in fresh condition, which became soft and bright by weathering.) and which is different from the slate originating of the Ardoise: "Schaie" in wallonian (Note by the transl.: In Belgium and France the hard and durable slate tablets used for roofing are called "Ardoises". Corresponding slates of Germany are the slates of Bundenbach from the palatine "Hunsrück" Mountain.)
The places where these "agauches" could be found were kept secret.
These whistles were made by using the small blade of a pocket knife. First, the groove was cut in by holding the stone evenly, then the outer form was shaped. Finally the perforations were bored into the whistle by turning around (Note by the transl.: ...back and forth...) the tip of the small blade. (Note by the transl.: The perforations shouldn't have more than 3mm ø and have to be in true alignment. In case of a sideways displacement = no sound at all!)
For the whistling action, the whistle is placed into the mouth with the rounded part pointing backwards. The lips holding the whistle in a manner, that the perforation(s) is inside of the mouth and the opening of the slit showing to the front out of the mouth. The projecting part of the whistle is held with two fingers. The lips alone, laid on the whistle, are closing the mouth. Both perforations stay free, for the teeth don't touch the stone and the tongue lies on the lower jaw (Note of the transl.: ...the tongue closes the space AROUND the under perforation/ hole without closing the hole itself; thus forming a small vessel. By making this volume bigger or smaller, the frequency/ pitch of the whistle's sound can be modified during (!) the whistling action. The expiration's way will go from the lungs, continues channelled by/ through the upper hole, leaving the whistle trough the slit. This channelled air moves over the lower hole like over a bottle neck. A Big space formed by the tongue = big bottle/ volume = low frequency and vice versa. The whistles are tremendously effective!)
The tongue isn't moved during whistling. Many trials are required to be successful.
The sound is analogous to the whistling obtained by sticking the first two or four fingers into the mouth in "V"-shape.
The whistling sounds obtained by this instrument of stone reach very far; for example from Roy to Lignières (Note of the transl.: See location (50° 12' 0" North, 5° 26' 0" East), representing a distance of about two kilometers. They can reach even five kilometers and more, when there are no obstacles like walls of houses or forests stopping the sound.
Chiefly, the stone whistles were considered as an
amusement. The street-urchins aged 13 - 16 years assembled performing
competitions for determining the one whistling the loudest.
On the
other hand the local farmers, when calling or giving signals to
themselves, preferred to use the system of whistling on the fingers;
just like they continue doing in our recent times.
The region where the stone whistles were used, seems to be somewhat restricted. According to the instruments in the "Museum of the Wallonian Life", they seem to be restricted to the Northern part of the (...the belgian!...) province of Luxembourg. This localization is probably due to the difficulty, to get the original/ best raw material.
I found an appropriate material in using the argillaceous
carboniferous slate/ clay schists. This type of slate is not as hard
like the type used for roofing. It is a material which is soft (but
also somewhat sensible against humidity! When exposed to rain and
weather for some weeks, this type of slate is decomposing to mud; as
it was nothing else than mud on the ground of the ocean some hundreds
of million years ago...) and can be cut easily with the blade of a
pocket knife.
Other slates, like black Jurassic (Lias) ones etc.
should work as well.
After half an hour's carving, the whistles
will work in an earbraking manner...
For impregnation, the whistles can be dipped in some plant's oils like linseed or mais/ corn oil. My French aeolist friends suggested other tastes like "Pastis" or "Campari" for the adults or strawberry for the children - a good idea to be realized shortly in future ... ;-))
Two slate whistles |
Two whistles taken from its front side
|
With its sound-slit to the front, the stone
whistle is held airtigh by means of the lips. When whistling, the air (blue)
goes through the upper hole via the sound-slit, Where do the chalk-stones come from...? |
The steep-coast of Dieppe/ North of
France... |
...directly underneath, the white chalk-stones
lie on the pebbles. |
|
Shining white, the rocks of chaulk lie between the multicolored flintstones... |
The different hardness grades of the stones can
be seen by the surfaces caused by the eroding sea water: |
Broken whistle for demonstration of its
holes |
...patiently watched by a seagull hoping fo
food... |
A completed whistle before lacquering. |
...in case you want a whistle
without daring to carve yourself... These stone-whistles are made of
chalk-stones All carved by hand with a pocket-knife and lacquered. |
See also the article on stone whistles of prehispanic
Mexico
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